Nachgefragt: Hilfe, mein Hund ist der Pubertät!

März 10, 2018

Die liebe Pubertät - seit Wochen ein Dauerthema bei uns auf dem Blog. Meine Freundin Claudia ist oft die erste die über Alarmstufe "rot" informiert wird. Claudia´ s ruhige und gelassene Art "das wird schon wieder besser..." hilft mir dann immer einen kühlen Kopf zu bewahren. Insgeheim ärgere ich mich auch nach jedem Schub über sich selber - warum bleibe ich einfach nicht ruhig und gelassen?! Ich weiß doch, dass nach dem Sturm der Hormone auch wieder Sonnenschein folgt! Nach meiner letzten Alarmmeldung an Claudi kam von ihr  ein Video aus der TV-Sendung Riverboat mit Martin Rütter zurück. "Schau dir das mal an - das trifft es auf den Punkt!" 

Martin Rütter plaudert dort in der Talkshow über das Thema Pubertät und wie eiskalt es viele Hundebesitzer*innen erwischt. Für ihn ist der pubertierende Hund mit den Teenager vergleichbar - mit nur einem Nachteil: Kinder ziehen mit 18 aus und der Hund bleibt... Auf der typisch witzigen Rütter-Art gab es dann noch viele wertvolle Tipps im Beitrag. So ist zum Beispiel ein gravierender Fehler seiner nach Meinung, dass viele Besitzer genau in dieser Phasen meinen, sie müssen jetzt besonders gut durchgreifen und den Hund dominieren. Das Ergebnis ist dann oft eine kaputte Mensch-Hund-Beziehung und kein Weg aus der Krise. Martin Rütter hält es in dieser Zeit für viel wichtiger die Zeit mit seinem Hund hochwertig zu nutzen und Konfrontationen zu vermeiden.  Sein Abschlussplädorier: Einfach mal aussitzen, denn das schöne die Pubertät geht auch wieder vorbei! Danke lieber Martin und liebe Claudia - ich werde es beherzigen!

Zum Glück bin ich mit dem Problem ja auch nicht alleine und heute gibt es bei "Nachgefragt" einen Erfahrungsbericht von Manja Pautz zum Thema "Hilfe, mein Hund ist in der Pubertät!" Beim ersten Lesen von Manja´ s Artikel  war ich total baff. Schreibt da jemand über Gubacca und mich? So perfekt hat noch nie jemand genau meine Probleme mit Zwerg-Riese gespiegelt und sogar mit einem Lösungsansatz!


Benji - das kleine Pubertier wird gezähmt
von Manja Pautz

"Es hat uns zwar einige Nerven gekostet, bis wir endlich die für uns passende Methode gefunden hatten, wie wir ein erfolgreiches Training mit unserem Plüschi angehen können, aber die Mühen haben sich mehr als gelohnt."


 
Wer Benji´s Blog kennt hat mitbekommen, dass klein Benji in den letzten Monaten zum Pubertiert mutiert ist! Da uns in der Zwischenzeit ein paar von euch gefragt haben, was wir denn alles gemacht haben, damit unser Schatz wieder zum lieben Plüschi wird, möchten wir nun unsere Erfahrungen mit euch teilen. Bitte beachtet, dass wir keine zertifizierten Hundetrainer sind und wir uns die Methoden alle selbst erarbeitet haben. Weiterhin ist zu bedenken, dass jeder Hund unterschiedlich ist und es nicht sein muss, dass unsere Methoden auch bei anderen Vierbeinern klappen! 

Wie man im Post vom 27.09.2017 lesen kann, waren wir etwas verzweifelt. Wie konnte denn aus unserem kleinen Plüschi, der so gut hörte, so ein kleines Monster werden? Klar, wir wussten, dass er in die Pubertät kommt, seine Grenzen austesten wird und Kommandos ignoriert. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass irgendwie alles Erlernte weg zu sein scheint.  

 

Welche Sorgen hatten wir also genau?

Mal abgesehen davon, dass Sitz, Platz und Bleib wohl aus seinem Kopf verschwunden waren oder nur ausgeführt wurden, nachdem man sie zwei oder sogar drei Mal - mit sehr viel Nachdruck in der Stimme - gesagt hat, dachte Benji sich, es ist toll, wenn man Frauchen immer anspringt oder ständig in die Leine beißt. Anfangs hat er dieses Verhalten nämlich nur bei mir gezeigt, später fing er dann damit auch beim Herrchen an. Teilweise war es auch so, dass seine Zähne unsere Arme erwischt haben. Wir denken nicht, dass er uns wirklich beißen wollte, aber sein Maul war nun mal offen beim Springen. Vielleicht hatte er auch einen Flummi verschluckt. Spaß beiseite, es war wirklich nicht lustig! Es gab keinen entspannten Spaziergang mehr. Sogar das schnelle Geschäft machen dauerte 20 Minuten, da ich alleine 10 Minuten mit Gehopse, Geknurre und in die Leine beißen verbracht habe. Ganz toll wurde es dann noch, wenn er einen ansprang, wenn man gerade den Haufen weg machen wollte! Alleine mit ihm raus gehen wurde wirklich unschön. Und dann stellt euch noch zusätzlich vor, dass wir direkt in der Stadt wohnen und natürlich alle denken, wir haben unseren Hund nicht unter Kontrolle... Da bekommt man schon mal diverse Sachen zugerufen. 

 

Wie ging es weiter? 

Es stand also fest, es musste etwas passieren, denn so konnte es nicht weiter gehen. Natürlich hatten wir auch zu diesem Zeitpunkt unseren Benji ganz doll lieb und hätten ihn auch nie weg gegeben - nur, um das auch mal gesagt zu haben. Also fing ich an, ein wenig im Internet zu recherchieren. Natürlich hatten wir vor Einzug von Benji einiges an Material studiert, aber in dem Moment viel mir/uns nichts passendes ein, was wir noch machen können. Wie jeder weiß, gibt es diverse Quellen, die man zu Rate ziehen kann und auch 1000 verschiedene Meinungen und Ansätze. Aus all dem muss man dann auch noch das - für einen selbst und seinen Vierbeiner - passendste herausfiltern.


 

Was hatten wir denn bisher versucht? 

Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir bereits ganz unterschiedliche Herangehensweisen ausprobiert - aber es funktionierte eben keine richtig gut. Das Herrchen versuchte es mit Knurren - bei Frauchen klang das einfach nicht danach. Auch auf die Leine stellen und Ignorieren oder ihn, wenn möglich, kurz irgendwo festbinden, half rein gar nichts. Er machte direkt weiter, wenn man die Leine wieder aufnahm. An Freilauf war übrigens auch nicht zu denken. Einige von euch kennen bestimmt Cesar Milan? - Auch die Variante des auf die Seite legen des Hundes haben wir mal zu Hilfe genommen. Aber auch das war nicht das richtige für uns. Ebenso versuchten wir, wenn wir gesehen haben, dass er zum Sprung ansetzt, zur Seite zu gehen oder ihn mit dem Bein zu blockieren. Auch den Schnauzengriff haben wir als Korrekturmaßnahme verwendet.

 

Unsere Lösung!

Wie schon erwähnt, habe ich bei meiner Recherche dann zahlreiche Tipps und Trainingsansätze gefunden. Was mich persönlich sehr erstaunt hat, war, dass es fast jedem in der Zeit so geht. Bei dem einen schlimmer als bei dem anderen. Aber die Grundproblematik war so häufig zu lesen. Es mag sich komisch anhören, aber irgendwie beruhigte mich das etwas. Benji ist zwar nicht unser erster Hund, aber so hatte ich das nicht in Erinnerung. Ich beschloss also, dass er noch mehr Regeln bekommt bzw. ihm seine Ressourcen anders zugeteilt bekommt!

Was bedeutete das also genau?

Benji hat normalerweise immer morgens und abends sein Futter bekommen - ganz normal aus der Schale. Zwar hatten wir auch hier im Welpenalter eingeführt, dass er sitzen und warten muss, bis er die Freigabe zum Fressen bekommt, aber nun sollte das heißen, dass er seine gesamte Tagesration Fressen aus der Hand bekommt. Er musste sich sein Fressen regelrecht verdienen. Das handhaben wir bis heute so! Es ist unglaublich, was manch ein Hund für Fressen macht!

Wir fingen also an, jedes Mal, wenn er springen oder in die Leine beißen wollte, ihm das Kommando Sitz zu geben. Häufig legen wir ihn auch ab, denn so kommt er noch besser zur Ruhe. Da wir schon früh mit dem Signal Stop angefangen hatten, war dies sehr gefestigt, sodass er dann einen Futterbrocken auf den Boden gelegt bekommt und mehrere Sekunden warten muss, bis er auf das Signal Nimm, fressen darf. Dieses Prozedere machen wir stets, wenn er mal etwas hochfährt. Zum Glück hatte er relativ schnell verstanden, was wir von ihm wollen, sodass normales Spazieren gehen wieder möglich war. Ich habe häufig gelesen, dass Körperkontakt das unerwünschte Verhalten des Hundes nur noch mehr verstärkt und genau dies war bei Benji der Fall. Daher haben unsere anderen Methoden nicht funktioniert. Ich habe schnell gemerkt, dass meine Stimmung ihn auch sehr beeinflusst. Klar war es nicht schön für uns, wenn er an uns hoch gesprungen ist oder immer in die Leine gebissen hat. Dass wir dann "böse" wurden, hat er gemerkt und dieses Gefühl hat sich auf ihn übertragen.

Inzwischen versuche ich, wenn er im Platz ist und warten muss, ebenfalls ein paar Mal tief ein und auszuatmen und mich so zu beruhigen. Dann kann es mit positiver Stimmung wieder weiter gehen.
Hunde verstehen ganz genau die Stimmung ihres Zweibeiners und sie überträgt sich definitiv. Wir waren frustriert, ganz besonders das Frauchen. Aber um so positiver bin ich immer mit ihm los gegangen, nachdem ich endlich einen geeigneten Lösungsansatz gefunden hatte. Zusätzlich dazu haben wir ihm für eine kurze Zeit nicht mehr erlaubt, mit zu uns auf's Sofa zu kommen. Ob dies jetzt wirklich dazu beigetragen hat, die oben angesprochenen Probleme zu beheben, bleibt fraglich.


 

Unser Fazit:

Für uns sind zwei Dinge sehr deutlich geworden: 

  1. Für uns ist klar, dass uns das Verhalten von Fremden und Familie absolut negativ in die Karten gespielt hat. Leider sagen zu viele Leute, dass es ja nicht schlimm sei, dass er springt und sie reagieren darauf sogar positiv mit Streicheln. Wir selbst haben das von Anfang an unterbunden. Ebenso haben wir erklärt, dass er das nicht soll und es vor allem nicht mehr witzig ist, wenn er groß ist und seine rund 25 kg hat. Wir haben demnach auch gemerkt, dass er es bei uns eher lässt und bei anderen dafür macht. 
  2. Futter aus der Hand zu geben stärkt ungemein die Bindung! Es ist Wahnsinn, wie stark er auf uns fixiert ist. Inzwischen zeigt er bestimmte Verhaltensweisen von ganz alleine, ohne, dass wir ihm das Kommando dazu geben.
 
Da er die eine Zeit immer ganz schnell aus dem Hausflur raus stürmen wollte und es sehr uneinsichtig ist, haben wir angefangen, ihn vor der Tür sitzen zu lassen, die Tür zu öffnen, selbst heraus zu gehen und ihn dann ran zu rufen und neben einem Sitzen zu lassen. Dafür bekam er dann immer einen Futterbrocken. Inzwischen macht er dies ganz ohne Kommandos. Wenn er mal direkt in den Fahrstuhl laufen mag, reicht auch ein Räuspern, damit er einen ansieht und sich wieder setzt.


Ein Hinweis noch:

 
Man sollte sehr darauf achten, dass man mehrere Sekunden wartet, bis man das Leckerli im Sitz (nachdem der Hund bspw. in die Leine gebissen hat) gibt, damit der Hund nicht falsch verknüpft.   Die meisten Studien sagen nämlich, dass innerhalb von 2, max. 3 Sekunden die Belohnung oder eben Korrektur auf ein Verhalten erfolgen muss, damit der Hund dies noch miteinander verknüpft.

 

 

Unser momentanes Training:

Momentan sind wir wirklich sehr zufrieden mit Benji's Verhalten! Es hat uns zwar einige Nerven gekostet, bis wir endlich die für uns passende Methode gefunden hatten, wie wir ein erfolgreiches Training mit unserem Plüschi angehen können, aber die Mühen haben sich mehr als gelohnt.
Natürlich hat er das Springen nicht zu 100% abgelegt, aber wir können dieses Verhalten ganz schnell beeinflussen. Meist zeigt er es, wenn er sich freut oder eben zu aufgedreht ist. Manch einer sagt ja auch, das liegt in der Rasse ;-)


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Ein riesen Dankeschön Manja für deinen Gastartikel, den du im September 2017 für deinen Blog geschrieben hattest. Mir tat es gut zu lesen, dass unser Problem kein typisches Gubacca oder Gos-Problem ist, sondern dass viele Junghundbesitzer*innen die selben "Leinen-Hopser" haben. Die ersten Tipps habe ich bereits umgesetzt :-). Sehr zum Leidwesen von Zwerg-Riese blieb der Napf heute morgen leer...  - ich werde hier auf dem Blog berichten, wie es bei uns weiterging. Zumindestens sehe ich jetzt das ganze schon viel gelassener und entspannter und das ist schon mal ein großer Erfolg!

Auf Benjis Blog gibt es ein Update wie es bei ihm und Manja in Sachen Pubertät weiterging:

Benji und das Pubertier | Update vom 4.3.2018

Ich bin sicher demnächst gibt es bei uns einen genauso positiven Bericht von Gubacca!

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